Deutschland sieht sich mit einer beunruhigenden Realität konfrontiert: Aktuellen Schätzungen leiden Millionen von Menschen in Deutschland unter Spielsucht. Der kürzlich veröffentlichte "Glücksspielatlas 2023" des Bundesdrogenbeauftragten zeigt besorgniserregende Zahlen zur Spielsucht in Deutschland. Laut dem Bericht sind rund 4,6 Millionen Erwachsene in Deutschland spielsüchtig oder zeigen Anzeichen für eine Spielsucht. Diese alarmierenden Zahlen verdeutlichen die dringende Notwendigkeit von Maßnahmen zur Prävention und Behandlung von Glücksspielsucht.
Laut dem "Glücksspielatlas 2023" leiden etwa 1,3 Millionen Menschen in Deutschland an einer Glücksspielstörung, während weitere 3,3 Millionen Menschen ein riskantes Glücksspielverhalten aufweisen, das erste Anzeichen einer Sucht zeigt. Zu den Anzeichen für riskantes Glücksspielverhalten gehören unter anderem entzugsähnliche Symptome bei Nichtspielen oder die Rückkehr zum Spielen am nächsten Tag, um Verluste auszugleichen.
Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass junge Männer von der Glücksspielindustrie gezielt angesprochen werden und daher einem höheren Risiko ausgesetzt sind. Doch die Gefahr beschränkt sich nicht nur auf junge Männer, denn die Glücksspielindustrie spricht gezielt alle Altersgruppen an. Die Gefahr für die gesamte Gesellschaft ist insgesamt erhöht und es ist dringend an der Zeit, präventive Maßnahmen gegen Spielsucht in Deutschland zu intensivieren.
Die Auswirkungen der Spielsucht sind weitreichend und haben nicht nur Konsequenzen für die Betroffenen selbst, sondern bedrohen auch deren gesamtes Umfeld. Der massive Anstieg des digitalen Glücksspielmarktes, insbesondere durch Online-Angebote, verstärkt diese besorgniserregende Entwicklung.
Spielsucht führt zu finanziellen Belastungen und Spannungen im familiären Umfeld, gefährdet Existenzen und kann den Verlust von Arbeitsplätzen bedeuten. Im digitalen Zeitalter ist der leichtere Zugang zu Glücksspielmöglichkeiten ein weiterer Faktor, der die Gefahr der Spielsucht erhöht. Die Zahl der Menschen mit problematischem Spielverhalten steigt, was negative Auswirkungen auf die Arbeitsleistung und die psychische Gesundheit hat. Effektive Präventions- und Hilfsmaßnahmen sind daher entscheidend, um individuelle, familiäre und berufliche Konsequenzen der Spielsucht zu minimieren und einen umfassenden Schutz zu gewährleisten.
Sportwetten werden zunehmend als möglicher Einstieg in riskantere Formen des Glücksspiels betrachtet. Die Anziehungskraft des Sports und der Glaube an die eigene Kontrolle über das Glück verleihen Sportwetten eine vermeintliche Harmlosigkeit. Studien zeigen, dass Menschen, die mit Sportwetten beginnen, ein erhöhtes Risiko haben, in problematisches Glücksspielverhalten abzurutschen. Dies kann zu finanziellen Schwierigkeiten, psychischen Belastungen und sozialen Konsequenzen führen. Um das Bewusstsein für diese potenziellen Gefahren zu schärfen, sind Aufklärungskampagnen und eine strikte Regulierung sowie Überwachung des Sportwettensektors erforderlich. Nur so kann der Spielerschutz gewährleistet und der Einstieg in gefährlichere Formen des Glücksspiels erschwert werden.
Die kürzlich initiierte gemeinsame Überwachung, bei der alle 16 Bundesländer gemeinsam agieren, um Online-Glücksspiel und Sportwetten zu überwachen, ist ein wichtiger Schritt in Richtung besserer Regulierung. Die daraus entstandene Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) reguliert den deutschen Online-Glücksspielmarkt seit Anfang des Jahres 2023. Sie prüft und genehmigt länderübergreifende Glücksspielangebote im Internet.
Ihr Hauptziel ist es, sicherzustellen, dass erlaubte Glücksspielanbieter die vorgeschriebenen Regeln zum Schutz der Spieler vor Spielsucht und Manipulation einhalten. Die Behörde konzentriert sich insbesondere auf Jugend- und Spielerschutz sowie die Verhinderung von Glücksspiel- und Wettsucht. Durch einheitliche Rechtsanwendung und -durchsetzung schafft die GGL gleiche Rahmenbedingungen für Glücksspielanbieter. Neben einer stärkeren gesetzlichen Kontrolle sind auch präventive Maßnahmen und Hilfsangebote entscheidend. Der Glücksspielatlas gibt einen umfassenden Überblick über die Situation in Deutschland und stellt Daten zur Spielsucht von 2021 bereit.
Ein akutes Problem im Zusammenhang mit Glücksspiel ist das illegale Glücksspiel. Laut Aussagen des Bundesdrogenbeauftragten werden dort beträchtliche Umsätze in Milliardenhöhe generiert. Die Glücksspielindustrie verbuchte im vergangenen Jahr Gesamteinnahmen von 13,4 Milliarden Euro. Diese sogenannten Bruttospielerträge repräsentieren die Gesamteinnahmen der Glücksspielindustrie, abzüglich der ausgeschütteten Gewinne. Gleichzeitig betrug der staatliche Gewinn aus legalen Glücksspielen 5,2 Milliarden Euro an Steuereinnahmen. Diese staatlichen Erlöse durch legales Glücksspiel übersteigen die durch die Alkoholsteuer erzielten Einnahmen um mehr als das Doppelte.
Besonders deutlich zeigt sich dieses finanzielle Ungleichgewicht bei den verschiedenen Glücksspielangeboten. Die umsatzstärksten Bereiche sind nach wie vor Glücksspielautomaten mit 4,8 Milliarden Euro und Lotto mit 4,1 Milliarden Euro. Eine signifikante Zunahme ist bei Sportwetten zu verzeichnen, insbesondere seit deren rechtlicher Anerkennung im Herbst 2020, was zu einem Umsatz von 1,4 Milliarden Euro führte.
Der Bundesdrogenbeauftragte betont, es sei an der Zeit, diese alarmierenden Zahlen als Weckruf zu sehen und gemeinsam daran zu arbeiten, präventive Maßnahmen gegen Spielsucht in Deutschland zu verstärken. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet eine kostenfreie Servicenummer (0800 1 37 27 00) für Betroffene, Angehörige und Interessierte an, um Unterstützung und Beratung zu erhalten. Die telefonische Beratung zur Glücksspielsucht und problematischem Glücksspielverhalten richtet sich an Spielende, Angehörige und Interessierte gleichermaßen. Sie bietet:
Die aktuellen Zahlen des "Glücksspielatlas 2023" mit 4,6 Millionen betroffenen Erwachsenen in Deutschland zeigen die dringende Notwendigkeit von Gegenmaßnahmen. Die rasant wachsende Glücksspielindustrie erfordert sofortige gesellschaftliche Aufmerksamkeit und konsequente gesetzliche Regulierung. Die gemeinsame Initiative der 16 Bundesländer zur Überwachung von Online-Glücksspiel und Sportwetten ist ein erster Schritt, doch es bedarf verstärkter Maßnahmen gegen illegales Glücksspiel.
Der Fokus sollte nicht nur auf finanziellen Aspekten liegen, sondern auch auf Prävention, Beratung und Unterstützung für Betroffene und ihre Familien. Glücksspielsucht ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die eine aktive und koordinierte Antwort erfordert. Es sind weitere Maßnahmen notwendig, um die Spirale der Spielsucht zu durchbrechen und eine unterstützende Umgebung zu schaffen.