Twitch gilt für unzählige Menschen als harmloser Zeitvertreib. Die schwerwiegenden Folgen, die vor allem Casino Streams auf Twitch nach sich ziehen, sind meist unbekannt. Nachfolgend findest Du Updates sowie allgemeine Informationen von Twitch rund um Casino Streams.
Twitch verbietet Casino Streams durch neue Twitch Regeln. Dadurch werden allerdings nicht sämtliche Online Glücksspiele aus Twitch verbannt.
Online-Glücksspiel wird für junge Menschen immer populärer. Casino Streamer erfreuen sich einer großen Beliebtheit auf Twitch. Der Twitch Slot Channel hat alleine 1,2 Mio. Follower und gehört zu den zehn beliebtesten Kategorien auf Twitch. Das machen sich viele Twitch Streamer zunutze. Sie füttern die virtuellen Spielautomaten mit vierstelligen Summen, während ihnen tausende Menschen in Casino Streams dabei zusehen.
Einer der beliebtesten englischsprachigen Casino Streamer auf Twitch ist der 26 jährige französisch-kanadische Streamer xQc (Félix Lengyel). Die meiste Zeit verliert er in Online Slots, manchmal macht er bis zu siebenstellige Gewinne. Rund 60.000 Menschen verfolgen die Casino Streams von xQc. Darunter auch Minderjährige. Klingt verwerflich, doch genau für diese Casino Streams wird er von den Online Casinos bezahlt. Doch damit ist jetzt Schluss, behauptet Twitch.
Am Mittwoch, den 21. September 2022 machte Twitch auf Twitter neue Twitch Regeln bekannt. Dies könnte für Twitch Streamer wie xQc eine sichere Einnahmequelle zunichtemachen. Doch was verbietet Twitch genau? Twitch hat am 18. Oktober die Twitch Richtlinien aktualisiert, um gewisse Casino Streams zu verbieten. Es gelten neue Gambling Regeln:
Verboten sind Twitch Streams für Slots, Roulette und Würfelspiele, wenn sie nicht in den USA oder von anderen Gerichtsbarkeiten, die einen ausreichenden Konsumentenschutz gewährleisten, lizenziert sind.
Dies erklärte Twitch in einer offiziellen Mitteilung zum Online Glücksspiel auf der Plattform.
Twitch nennt in seiner Twitch Richtlinie zwei Voraussetzungen für einen legalen Casino Stream.
Liegen die beiden Voraussetzungen nicht vor, verbietet Twitch das Streamen, Bewerben und Sponsoring dieser Casinos.
Es ist zum einen fraglich, wie Twitch den ausreichenden Verbraucherschutz messen will. Auch bleiben Sportwetten, Fantasy-Sport und Poker weiterhin erlaubt. Twitch geht damit nur gegen einen Bruchteil des Online Glücksspiels vor. Die neuen Twitch Regeln verbieten nicht sämtliche Glücksspiele auf der Streaming Plattform. Unproblematisch sieht Twitch sog. Rubbellose, Lottoscheine oder das Öffnen von FIFA Ultimate Team-Packs oder Pokémon-Karten.
Die neuen Twitch Regeln fanden zunächst großen Zuspruch. Doch mittlerweile ist man sich einig: Es bleibt alles wie gehabt. Einige behaupten sogar, dass Twitch mit diesen Regeln Glücksspiel fördert. Sie argumentieren, dass Twitch damit einverstanden ist, Online Glücksspiel auf der Plattform zu praktizieren, weil Glücksspiel nicht ganz verboten wurde. Wenn Twitch etwas dagegen unternehmen wollen würde, würden sie Glücksspiel komplett verbieten.
Twitch verbietet Casino Streams von Online Slots wie Roobet, Stake oder Duelbits, etc. durch Veränderung ihrer Richtlinien. Dadurch werden allerdings nicht sämtliche Online-Glücksspiele aus Twitch verbannt. Erlaubt sind weiterhin Sportwetten, Poker und Fantasy-Sport. Zwar geht Twitch damit gegen einige Online Casino-Anbieter vor. Es bleiben allerdings Zweifel, ob diese Vorgehensweise ausreichend ist, um die Gefahren des Online-Glücksspiels zu unterbinden.
Der Markt für Gaming hat mittlerweile eine echte Wirtschaftsrelevanz entwickelt. Twitch stellt für viele Streamer eine Einkommensquelle dar, bei dem Nutzer in Live-Streams den Streamern beim Gaming zuschauen können. Doch abseits von gewöhnlichen Videospielen streamen einige Zocker Online-Casinos und ziehen damit unzählige Zuschauer in ihren Bann. Die Streamer sitzen vor dem PC, spielen auf Webseiten von Online-Glücksspielanbietern und filmen sich und ihre Reaktionen live. Dabei unterstreichen die Abonnentenzahlen erfolgreicher Twitcher die enorme Bedeutung des Online-Glücksspiels auf der Plattform: Topakteure wie „Knossi“ oder „MontanaBlack“ verfügen zum Teil über mehr als 2 Mio. Follower. Sie können mit dieser Beschäftigung äußerst erfolgreich ihren Lebensunterhalt bestreiten. Es besteht eine Verbindung zwischen Online-Glücksspielbetreibern und Twitch-Spielern.
Die Vernetzung von Live-Streamern und Zuschauern ermöglicht gleichzeitig die freiwillige finanzielle Unterstützung der Gamer.
Allerdings machen sich die Online-Glücksspielbetreiber das Twitch-Modell zunutze und profitieren von Werbung, die die Gamer für die Anbieter machen. Die Spieler nutzen sog. Reflinks auf ihren Kanälen, mit denen sie interessierte Zuschauer auf die Webseiten der Online-Glücksspielbetreiber weiterleiten. Eröffnet der Kunde anschließend ein Konto bei den Online-Casinos und zahlt Geld auf sein Konto ein, fließen je nach Werbemodell bereits erste Vergütungen an den Werbenden, also den Twitch-Spieler.
Noch perfider ist allerdings das gängige Vergütungsmodell, wonach die Werbenden von den Verlusten der Geworbenen profitieren. Nach Aussagen von Online-Glückspielern auf Twitch gegenüber ZDF Frontal21 liegt die übliche Beteiligung an den Verlusten bei stolzen 45-50%. In Anbetracht der Tatsache, dass Online-Glücksspiel ein hohes Suchtpotenzial hat, eine lukrative Rendite für die Gamer.
Zusammenfassend profitieren die Twitcher also von dem enormen Suchtpotenzial von Online-Casinos.
Die Streamer von Online-Casinos auf Twitch bewegen sich mit dieser Praxis allerdings zumindest in einer rechtlichen Grauzone. Nach der derzeitigen Rechtslage ist das Online-Glücksspiel in Deutschland ohne deutsche Lizenz verboten; eine Ausnahme besteht nur für Schleswig-Holstein. Allerdings sitzen die meisten Anbieter – anders als es die Internetauftritte suggerieren – im Ausland. Allen voran der EU-Inselstaat Malta gilt unter anderem wegen seines vorteilhaften Steuersystems als Firmensitz der Wahl der Online-Glücksspielanbieter. Die dubiosen Machenschaften auf der Mittelmeerinsel wurden bereits von Jan Böhmermann bei ZDF Magazin Royale im Zusammenhang mit Online-Glücksspiel in Deutschland thematisiert.
Die Streamer von Online-Glücksspiel können daher gegen § 5 Abs. 5 des Glücksspielstaatsvertrags zuwiderhandeln. Danach ist die Werbung für unerlaubte Glücksspiele verboten. Des Weiteren ist auch an eine strafrechtliche Verantwortlichkeit gem. § 285 StGB zu denken. Der Tatbestand stellt die Beteiligung an unerlaubtem Glücksspiel unter Strafe. Den Spielern würde so im schlimmsten Fall eine sechsmonatige Freiheitsstrafe drohen.
Doch bislang werden die Online-Glücksspielanbieter weitestgehend geduldet. Dies hat auch Auswirkungen auf die Verfolgung der Streamer auf Twitch, die bis auf wenige Einzelfälle bislang unbehelligt ihrem zweifelhaften Erwerb nachgehen können.
Ein Fall wurde jedoch von einem Twitcher selbst bekannt gemacht: Im Januar 2019 teilte MontanaBlack auf Twitter einen Beschluss des Amtsgerichts Stade. Im Zuge der Ermittlungen soll eine Hausdurchsuchung u.a. wegen des Verdachts des unerlaubten Glücksspiels durchgeführt worden sein.
MontanaBlack, der mit bürgerlichem Namen Marcel Eris heißt, bestätigte die unterschiedliche Handhabung der Bundesländer hinsichtlich dieser Problematik. Dies sei der Grund, warum andere bekannte Streamer von Online-Glücksspiel auf Twitch bislang nicht in Konflikt mit den Behörden gerieten.
Twitch unterstützte mit seiner Duldung in der Vergangenheit perfide Geschäftspraktiken. Laut Twitch ist jetzt damit Schluss. Das neue Twitch Update hat jedoch nicht so viele Auswirkungen wie zunächst angekündigt. Es stellt sich die Frage, ob Twitch wirklich gegen die illegalen Casino Streams vorgehen möchte oder ob es sich mehr um Schein als Sein handelt. Auf Worte müssen Taten folgen und diese lassen sich in den aktuellen Twitch Regeln nicht erkennen.